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So läuft eine Therapie ab (2)

February 9, 2025

Im zweiten Teil des Gesprächs beschreibe ich, wie eine Therapie abläuft - und wie die Kraft des Herzens heilen kann.

Bild: Tony Reid, unsplash

Teil 1: Der Beginn

Teil 2: Die Methode

Teil 3: Die Patienten und die Zukunft

Welche Themen kannst du behandeln?

Meiner Erfahrung nach kann ich helfen, wenn der Leidensdruck gross ist, weil die Patienten schon einiges ausprobiert haben und oft einfach nicht mehr weiter wissen.

Zu den Themen gehört eigentlich alles, was sich unter Trauma summiert: traumatische Erlebnisse und Verletzungen, traumatische Familienkonstellationen und Kindheitsprägungen, die vielleicht sogar verdrängt wurden. Dazu kommen auch Traumas, die über Generationen weitergegeben und nicht bearbeitet wurden. Ich stosse zum Beispiel immer wieder auf Traumas, die mit der Kriegserfahrung von Grosseltern oder Eltern zusammenhängen.

Da auch körperliche Schmerzen die Auswirkungen seelischer Themen sind, eignet sich der Therapieprozess auch für die Behandlung von Schmerz.

Was ist deine Rolle bei einer Behandlung?

Sobald die Verbindung mit der Seele des Patienten hergestellt ist, erfühle ich, worum es geht. Danach behandle ich. Erfühlen und behandeln: Das sind meine zwei Rollen.

Angenommen du beginnst mit jemandem die Arbeit: wie beginnt sie, was für Fragen stellst du?

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir vor einer Behandlung nicht unbedingt reden müssen. Einzelne Patienten möchten nicht sprechen, und das funktioniert.

Normalerweise frage ich den Patienten, warum und wie er den Weg zu mir gefunden hat. Meist erzählt der Patient von sich aus die wichtigen Aspekte.

Ich möchte jeweils auch sicherstellen, dass der Patient versteht, wie ich behandle und was auf ihn zukommt. Ich stelle auch klar, dass die Therapie jederzeit abgebrochen werden kann und dass wir nach jeder Sitzung bestimmen, ob es einen nächsten Termin braucht. Und sollte ein Patient verschiedene Themen erwähnen, bestimmen wir gemeinsam, in welcher Reihenfolge wir an ihnen arbeiten.

Die Patienten sagen dir, was los ist. Gibt es auch manchmal die Situation, dass du während deiner Analyse herausfindest, dass eigentlich etwas anderes vorliegt?

Ja, das kann es geben. Aber das bespreche ich ganz offen mit dem Patienten. Er kann das alles nachvollziehen.

Können wir einmal eine Sitzung Schritt für Schritt durchgehen?

Nach dem einführenden Gespräch legt sich der Patient auf die Massageliege. Er kann die Augen schliessen oder offen halten. Ich beginne mit der Behandlung und teile mit, was ich wahrnehme, welche Bilder ich sehe. Das geht alles ohne Berührung vor sich. Ich mag meine Arme und Augen bewegen, aber es gibt keine Berührung. Der Patient hört in sich selber hinein und beobachtet, was in ihm geschieht.

Der zentrale Aspekt meines Vorgehens besteht darin, dass mein Herz mit demjenigen des Patienten Kontakt aufnimmt und ich mit dem Herzen wahrnehmen kann, was nicht stimmt. Danach beginnt die Auflösung der abgespaltenen Seelenanteile mit der heilen Seele. Am Schluss tauschen wir uns über das Erlebte aus, und die Sitzung ist abgeschlossen.

Wie kann man über das Herz behandeln?

Viele kennen ja den Begriff Geistheilung. Es geht dort darum, dass man mit der Hirntätigkeit jemanden heilt. Das passiert bei mir nicht.

Man hat das bei mir gemessen. Meine Hirntätigkeit geht während der Behandlung zurück auf 0% und meine Körpertemperatur sinkt sehr schnell. Das will heissen, dass während der Behandlung alle Energie aus dem Herzen kommt.

Mit dem Herz behandeln heisst also, dass ich mich über das Herz in den Patient einfühle. Ich verbinde mich mit dem Herz des Patienten, denn das Herz bietet den Zugang zur Seele. Zuerst geht es darum, dass ich die Seele des Patienten spüre. Danach lasse ich mich in die Themen führen, die den Patienten bedrängen und krank machen. Ich spüre das selbst auch körperlich. Empfinde also den Schmerz, so wie ihn der Patient empfindet. Und der kann sehr stark sein.

Das kann man sogar messen. Die Herztätigkeit bei mir und meinem Patient wurden während einer Behandlung gemessen. Meine Herzschläge haben sich mit denjenigen meines Patienten synchronisiert.

Kannst du beschreiben, was bei dir während einer Behandlung geschieht?

Ich fühle mich zuerst über das Herz in den Patienten ein. Das bewirkt, dass ich das Gleiche empfinde wie mein Patient. Ich informiere den Patient darüber, was ich erkenne und welche Energien blockiert sind.

Körperliche Blockaden löse ich mental oder über die Seele auf.

Psychische Blockaden löse ich über die Seele auf. Ich nehme die Verbindung mit der Seele des Patienten auf. Dort spüre ich, welcher Seelenanteil abgespalten ist und die Blockade verursacht. Dieser abgespaltene Seelenanteil ist voller Energie. Diese Energie lasse ich über die Beine in die Erde abfliessen, so dass sich der abgespaltene Seelenanteil in die heile Seele integriert. Das kann bis zu einer Stunde dauern.

Wenn der abgespaltene Seelenanteil sich wieder vollständig in die heile Seele einfügt, spüre ich einen riesigen Energieschub, bei welchem sich sogar meine Körperhaare aufstellen. Ein wunderschönes Gefühl. So weiss ich, dass das Thema gelöst ist.

Ich mache diese Arbeit auch an mir selbst und weiss wie es sich anfühlt, wenn ein Thema gelöst ist. Es bereitet mir immer wieder grosse Freude, das an mir und an meinen Patienten zu erleben.

Denkst du während der Behandlung darüber nach, wie du vorgehen sollst?

Nein, wenn ich zu denken beginne, läuft etwas schief. Der ganze Prozess muss einfach ablaufen, die Energien müssen fliessen.

Was erlebt der Patient?

Er spürt, dass etwas geschieht, dass sich jemand mit ihm verbindet. Und er spürt, wie sich Anspannungen und Blockaden lösen. Er kann während der Behandlung auch darüber sprechen. Am Schluss haben wir beide das Glücksgefühl, wenn die abgespaltenen Seelenanteile wieder integriert sind.

Macht dich die Tätigkeit müde?

Ja, es braucht einige Energie. Ich kann pro Tag maximal fünf Patienten behandeln. Aber das ist wirklich das äusserste Maximum.

Und der Patient, kann er aufstehen und gleich wieder weiter oder befindet er sich, zum Beispiel wie bei der Hypnose, noch in einem tranceähnliche Zustand?

Nein, da gibt es keine Trance. Natürlich ist man nicht gleich im Alltag und muss etwas ankommen. Der Patient ist auch immer bei vollem Bewusstsein und kann jederzeit mit mir sprechen.

Was ist eigentlich die Seele — wie erkennst du sie?

Die Seele ist bei allen Menschen gleich. Sie ist mit dem Körper verbunden, der unsterbliche Teil in uns, ein Energiekörper. Im Kern jeder Seele fühlen sich alle Menschen gleich an. Innerer Frieden, Verbundenheit, Ruhe, Sein, göttliche Energie. Ich erkenne sie, wenn ich im anderen Menschen diese Qualitäten spüre.

Wann weisst du, dass ein Prozess abgeschlossen ist — weiss es der Patient dann auch? Wieviele Sitzungen braucht es in der Regel?

Idealerweise fühlen wir uns beide innerlich zufrieden und leicht am Schluss. Das Thema ist geklärt, der Schmerz aufgelöst. Das ist der schönste Moment. Der Patient fühlt eine sofortige Änderung des körperlichen Bewusstseins. Ich empfehle, mindestens drei Wochen zu warten bis zur nächsten Behandlung. Es kann jederzeit aufgehört werden, ohne schlechtes Gewissen. Aber in der Regel brauchen wir mehrere Sitzungen, bis wir das Erlebnis der geheilten Seele haben.

Würdest du dein Vorgehen als eine Methode bezeichnen — besteht es also aus Elementen und Vorgehensschritten, die von Patient zu Patient ähnlich oder gar gleich sind?

Ich denke, es ist eine Methode, denn ich gehe immer gleich vor, und der Prozess fühlt sich bei allen Personen gleich an. Der Unterschied besteht in den Themen, die die Personen zu mir führen und an denen wir arbeiten.

Was hältst du von Fernbehandlung?

Sie ist möglich, aber ich biete sie nicht mehr an. Es ist für mich und mein Vorgehen unabdingbar, dass ich einen persönlichen Kontakt mit dem Menschen aufbaue, damit wir das Thema gemeinsam lösen können.

Wie würdest du deine Methode bezeichnen, was wäre das richtige Etikett?

Schwer zu sagen. Sehr stimmig finde ich «Der Ruf der Seele». Das hat mehrere Bedeutungen. Die Seele ruft im Patienten und bewegt ihn dazu, sein Thema zu bearbeiten und die Seele ins Lot zu bringen. Und ich höre genau diesen Ruf auch, wenn ich behandle. Die Seele ruft, und der Patient und ich machen uns an die Arbeit.

Text: Matthias Müller / Bild: Tony Reid, unsplash

Zum dritten Teil des Gesprächs